Wer sind die Vorstandsmitglieder und warum engagieren sie sich in unserem Verein für die Inklusion?
Damit Sie wissen, mit wem Sie es hier zu tun haben, stellt sich Ihnen der Vorstand unseres Vereins hier vor: Unser Vorstand besteht aus Eltern von Kindern mit Behinderungen, Selbstvertreterinnen, Sonder- und Sozialpädagogen, einer Motopädin und Ganztagsschulleiterin und einer Logopädin. Diese vielfältigen Perspektiven im Hinblick auf inklusive Erziehung und Bildung in Kindergärten und Schulen helfen uns bei unserer gemeinsamen Arbeit.
Lesen Sie hier, warum sich jeder Einzelene von uns für unseren Verein engagiert.
Thomas Heinemann, 1. Vorsitzender (seit Oktober 2010)
Wer bin ich?

Nach dem Studium folgte mein Referendariat in der Max von der Grün-Schule (Förderschule KME, Olpe), wo ich anschließend auch eine Festeinstellung erhielt. Nach einigen Jahren dort ließ ich mich auf eigenen Wunsch als Sonderpädagoge in den Gemeinsamen Unterricht in einer Grundschule versetzen.
Seit 2009 habe mich durch eine Vielzahl an Fortbildungen intensiv im Bereich der inklusiven Bildung weiterqualifiziert. Im Sommer 2014 habe ich zudem eine einjährige Fortbildung zum Prozessbegleiter für inklusive Bildungsprozesse in Bildungseinrichtungen und -regionen bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft (Bonn) abgeschlossen.
Seit 2012 konnte ich zudem als Dozent an verschiedenen Stellen Erfahrungen in der LehrerInnen- und ErzierherInnenausbildung zum Thema Inklusion sammeln. Aktuell z.B. im Rahmen eines Lehrauftrags an der Universität in Siegen mit einem Seminar zum Thema „Gemeinsames Lernen – Inklusion und Umgang mit Vielfalt in der Grundschule“.
Seit Mitte 2013 habe ich dann gemeinsam mit unserem Vorstandsteam als Projektleiter die LernWirkstatt Inklusion Olpe+ aufgebaut.
Warum ich mich im Verein engagiere? Meine Frau Petra und ich sind Eltern zweier Söhne und einer Tochter. Unser ältester Sohn kam mit einem Chromosom mehr als üblich zur Welt – er hat eine Trisomie 21, besser bekannt als Down-Syndrom. Nach einer Zeit des Diagnose-Verarbeitens, fanden wir schnell unser Glück mit unserem wunderbaren Sohn und seinen beiden später dazugekommenen Geschwistern. Und ganz ehrlich: wir würden nicht tauschen wollen!
Was sich unter anderem mit der Geburt unseres ersten Sohnes veränderte, war meine Sicht auf das Leben und Lernen von Kindern mit Behinderungen in Sondereinrichtungen und somit auch auf den Ort der Ausübung meines Berufs – die Förderschule.
Mit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland (März 2009) hörte man immer öfter den Begriff der Inklusion herumgeistern! Die Forderung, dass Kinder- und Jugendliche mit Behinderung die gleichen Kindergärten und Schulen besuchen sollen wie ihre nichtbehinderten Altersgenossen, kam verstärkt in der öffentlichen Wahrnehmung auf.
Zunächst hatte ich viele kritische Fragen gegenüber dieser Forderung. Ich besuchte eine Vielzahl an Veranstaltungen und Weiterbildungen zum Thema Inklusion, hörte Inklusionsbefürworter und ihre Widersacher und setzte mich theoretisch (über Bücher, Fachartikel, Filme, etc.) intensiv mit dem Thema auseinander. Dabei wuchs in mir die Überzeugung, dass es mit dem inklusiven Weg tatsächlich einen besseren Weg für unsere Kinder mit Beeinträchtigungen gibt! Einen Weg, der ihnen langfristig betrachtet eine wirkliche Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht. Einen Weg, der ihnen bei entsprechenden Rahmenbedingungen gleichzeitig eine bessere individuelle Leistungs- und Kompetenzentwicklung ermöglicht.
Die gewonnene Überzeugung wollte ich jetzt in meiner eigenen praktischen Arbeit überprüfen. Daher ging ich als Sonderpädagoge in den Gemeinsamen Unterricht. Trotz nicht befriedigender Bedingungen im Gemeinsamen Unterricht merkte ich schnell, wie Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen voneinander profitieren! Kinder mit Beeinträchtigungen lernen sehr viel von und mit ihren nichtbeeinträchtigten Mitschülern – durch Normalität und Herausforderungen. Im Gemeinsamen Unterricht erleben sie eine wirkliche soziale Teilhabe und können so Freundschaften in ihrem direkten Lebensumfeld schließen – sie leben mittendrin! Und auch die nichtbeeinträchtigten Kinder profitieren: ihre sozialen Kompetenzen entwickeln sich vielfach positiver; sie lernen mit Schwächen (auch mit eigenen) besser umzugehen und sie werden – entgegen häufig zu hörender Befürchtungen – nicht in ihrer persönlichen Lern- und Leistungsentwicklung gestört. Dies verlangt natürlich weiterhin die Schaffung und Verbesserung der entsprechenden Rahmenbedingungen für das Gemeinsame Lernen. Ich bin überzeugt: Von einem inklusiven Bildungssystem, in dem Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigungen die gleichen Kindergärten und Schulen besuchen, profitieren alle!
Deshalb engagiere ich mich in diesem Verein für die Umsetzung einer nachhaltigen Inklusionsentwicklung!
Thomas Franzkowiak, 2. Vorsitzender (seit Oktober 2010)

Von 2003 bis 2009 arbeitete ich als abgeordneter Lehrer an der Universität Siegen. Hier waren im Bereich der Grundschullehramtsausbildung meine Schwerpunkte die Themen Lernen unter erschwerten Bedingungen / sonderpädagogische Förderung / Integration und Inklusion. Seit 2009 bin ich wieder im Schuldienst und als Sonderpädagoge an der Katholischen Grundschule Wenden-Gerlingen tätig. An dieser Schule gibt es langjährige Erfahrungen mit Gemeinsamem Lernen.
Daneben arbeite ich auch weiterhin als Lehrbeauftragter an der Universität Siegen.
Warum ich mich im Verein engagiere? Seit ich in einem Auslandsjahr während meines Studiums schon Anfang der 1980er Jahre in Madison, Wisconsin/USA vor Ort erleben konnte, dass die Umwandlung eines separierenden Schulsystems hin zu einem inklusiven Schulsystem für Alle gelingen kann, bin ich von dieser Zielrichtung überzeugt. Gemeinsames Leben und Lernen – das ist der richtige Weg, auch wenn er oft steinig ist und längst nicht überall auf Zustimmung stößt. Ich habe immer wieder feststellen können, wie viele Stolpersteine zu überwinden sind, um qualitativ hochwertige Rahmenbedingungen für den Gemeinsamen Unterricht zu schaffen, und wie enorm die Anstrengungen von Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen sind, wenn sie eine Regelbeschulung für ihr Kind wünschen. Seit unserer Vereinsgründung hat sich in NRW einiges bewegt, doch immer noch sind zahlreiche Fragen zur auf Inklusion ausgerichteten Schule ungelöst und Eltern, Lehrerinnen und Lehrer verunsichert und oft überfordert.
Zusammen kann man viel mehr erreichen als alleine:
- Als Verein können wir für das gemeinsame Leben und Lernen sensibilisieren, hierüber informieren und positive Beispiele vorstellen, außerdem diejenigen unterstützen, die Grundlegendes zum Thema erfahren möchten oder spezielle Anliegen haben.
- Eltern, die andere Eltern beraten, sind oft glaubwürdiger als sogenannte „Experten“.
- Aber auch Fachleute aus unterschiedlichen Berufsgruppen, die unseren Verein unterstützen, können dazu beitragen, den Ausbau einer „inklusiven Schullandschaft“ voranzubringen.
- Je stärker die Lobby für das gemeinsame Leben und Lernen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen wird, um so eher werden Veränderungen möglich sein – im vorschulischen, schulischen, außerschulischen und beruflichen Bereich.
Hieran möchte ich aktiv mitwirken und freue mich auf eine erfolgreiche gemeinsame Zeit!
Gabriele Rademacher, Schriftführerin (seit Oktober 2010)
Wer bin ich? geboren 1972, verheiratet und Mutter einer Tochter; seit 1992 tätig als Erzieherin davon 10 Jahre als Leitung einer Tageseinrichtung für Kinder; SI-Mototherapeutin; Motopädin; heute: pädagogische Leiterin eine Offenen Ganztags einer Grundschule
Warum ich mich im Verein engagiere? Zu Beginn meiner Ausbildung zur Erzieherin habe ich mich bewusst gegen die Arbeit im Heimbereich bzw. gegen den Bereich der Sonderpädagogik entschieden. Während meiner Ausbildung und in meiner beruflichen Tätigkeit habe ich gerade im Bereich der gemeinsamen Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung die positivsten Erfahrungen machen können. Meine anfängliche Abwehrhaltung und meine (Berührungs-)Ängste wichen dem Hinterfragen meiner eigenen Einstellungen und meiner Erfahrung: „Das `Ich-kann-das-nicht` beginnt in meinem Kopf.“ Zusätzlich beschäftigte mich der Gedanke: Ist nicht jeder „anders“? Was muss ich in meinem pädagogischen Tun ändern, um jedem einzelnen Kind so gut wie möglich gerecht werden zu können? Daher hat mich der Gedanke der Inklusion sofort angesprochen. Mein Weltbild wurde durch die Geburt unserer Tochter erst einmal völlig auf den Kopf gestellt. Von meiner Einstellung „Ich werde mal eben schwanger.“ zu der Aussage der Ärzte nach der Geburt „Wir können Ihnen nicht sagen, inwieweit Ihr Kind geistig und körperlich behindert sein wird.“ war hier an Gefühlsregungen alles vorhanden. In den letzten Jahren sind uns als Familie viele Menschen begegnet, die uns immer wieder spiegeln: „Mit eurer Tochter stimmt was nicht, die gehört hier nicht dazu.“
Mein Kind ist anders. Ja! Das ist für uns als Familie allerdings ganz normal. Behindert werden wir in unserem Tun in der Regel durch gesellschaftliche Vorgaben. Vor allem aber auch durch die Erwartungshaltung: höher-schneller-weiter. Maßgaben, die unsere Tochter nicht erfüllen kann. Ihre Stärken, die trotz – oder gerade durch?- ihre Behinderung vorhanden sind, werden oft übersehen … Als Erzieherin weiß ich um die wundervolle Arbeit in einer Kindergruppe, in der „Anderssein“ als selbstverständlich angenommen wird. Als Mutter möchte ich nicht ständig spüren müssen: Dein Kind ist so hier nicht willkommen. Beide Erfahrungen möchte ich mit Rat und Tat in die Arbeit unseres Vereins einbringen.
Birgit Arning, Kassiererin (seit Oktober 2010)
Elisabeth Nebeling, Beisitzerin (seit November 2012)
Wer bin ich?

Warum ich mich in unserem Verein engagiere?
- Solange ich noch dreimal in der Woche gefragt werde, ob ich lesen und schreiben kann, hat sich meiner Meinung nach, das öffentliche Bild von Menschen mit einer Behinderung noch nicht weit genug zum Positiven gewendet. Daran möchte ich dringend etwas ändern.
- Da ich als betroffene Person in beiden Schulformen war, kann ich Vor- und Nachteile der jeweiligen Schulform aus eigener Erfahrung benennen. Somit kann ich eigenes Wissen auf dem Weg zur schulischen Inklusion einbringen.
- Was mich aber am meisten antreibt ist, dass es unter den Menschen mit Behinderungen tatsächlich so viele Analphabeten gibt, trotz der ganzen Sonderschulformen und Hilfen aller Art. Daran muss sich dringend etwas ändern.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass mich meine Geschwister und die Klassenkameraden(innen) motiviert und angetrieben haben. Nicht zu unterschätzen ist, der eigene Wille, Dinge zu erreichen. Es war sicher nicht immer leicht für alle, aber der Erfolg zählt.
Udo Schauerte, Beisitzer (seit Oktober 2010)
Wer bin ich?

Warum ich mich in dem Verein engagiere? Nachdem unser Sohn Nicolas zuerst einen heilpädagogischen Kindergarten und anschließend den (Regel-)Kindergarten in unserem Dorf besucht hat, wurde er im August 2012 in eine Regel-Grundschule eingeschult.
Er fühlt sich dort sehr wohl und geht sehr gerne zur Schule. Die anderen Kinder der Klasse und der Schule haben Nicolas in seiner Individualität sofort respektiert. Bereits nach wenigen Tagen konnten wir sagen, dass Nicolas in der Schule angekommen ist.
Wir sehen uns bestätigt, dass die inklusive Beschulung eine sinnvolle Möglichkeit ist, Kinder mit und ohne Behinderung die gemeinsame Teilhabe an unserer Gesellschaft zu ermöglichen.
Ein Schule für alle bietet nicht nur behinderten Kindern vielfältige Möglichkeiten. Auch Kindern ohne Behinderung bekommen die Möglichkeit, das Anders-sein als Teil unseres Lebens kennenzulernen.
Nachdem wir uns die ersten Jahre viele Gedanken über die Zukunft unseres Sohnes gemacht haben, sind wir heute sicher, dass Nicolas einen Platz mitten in unserer Gesellschaft finden wird.