Inklusion am Gymnasium ist eine Illusion?
Vielfach erfolgreiche Praxis belegt das Gegenteil!
Inklusion am Gymnasium? Diese heikle Frage beschäftigt immer wieder Gesellschaft und Politik. Die kritische Frage die sich hier stellen lässt: Wie kann denn das Menschenrecht auf inklusive Bildung in einer bestimmten Schulform in Frage gestellt und nicht umgesetzt werden? Das Gymnasium soll – wertfrei festgestellt – die Eliten unserer Gesellschaft ausbilden. Zu einer Elitebildung, die verantwortungsvolle Manager und Wissenschaftler hervorbringen soll, gehört unabdingbar auch die Erfahrung im Umgang mit der Vielfalt der Menschen. Also auch Menschen, die anders lernen, die Beeinträchtigungen haben und die keinen der aktuell möglichen Abschlüsse und Ausbildungen erreichen können. Diese Erfahrungen können im Alltag des Gemeinsamen Lernens gemacht werden. Davon können alle jungen Menschen profitieren! Das dies erfolgreich für alle passiert, hängt wie bei allen anderen Schulen und Schulformen ebenfalls natürlich davon ab, dass den Schulen die ausreichenden und nachhaltigen Rahmenbedingungen gegeben werden.
Davon, dass Inklusion an Gymnasien vielerorts schon erfolgreich gelebte Praxis ist, kann man sich hier ein Bild machen.
Praxisbeispiele zieldifferenter Inklusion am Gymnasium
- Inklusion am Gymnasium – geht das überhaupt?
- das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Pulheim (NRW): „Das pädagogische Konzept der integrativen Klasse sieht ‚ein hohes Maß an Binnendifferenzierung vor‘. Das bedeutet, dass die Schüler im Fachunterricht in der Regel an den gleichen Sachthemen arbeiten, es gleichzeitig aber Aufgaben auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus gibt, die die Kinder in ihrem individuellen Lerntempo erarbeiten können“ (Kölner Stadtanzeiger 2014).
- Jakob-Muth-Preis für das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Pulheim
- Comenius-Gymnasium Datteln unterrichtet zieldifferent … und berichtete hiervon auch bereits im Jahr 2016 bei einem gemeinsamen Vortragsabend unseres Vereins und der Stadt Olpe
- das Helene-Lange-Gymnasium Dortmund hat sich folgendem Motto verpflichtet: „Als Pädagogen haben wir anzuerkennen, dass es normal ist, verschieden zu sein“ (Kanter). Auch hier lernen Schüler/Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten gemeinsam mit Schülerinnen/Schülern ohne Förderbedarf.
- das Mariengymnasium Jever: “Trotz vieler Vorbehalte gegen die Inklusion hat die Erfahrung am Mariengymnasium gezeigt, dass das Gymnasium gerade für Schülerinnen und Schüler mit einer geistigen Behinderung eine gute Möglichkeit der inklusiven Beschulung darstellt, die zudem auch für Schülerinnen und Schüler ohne Unterstützungsbedarf eine Bereicherung ist” (Thementag Inklusion am Gymnasium, OFZ Oldenburg).
- Städtisches Gymnasium Bad Segeberg. Auch an diesem Gymnasium ist zieldifferenter Unterricht nichts neues. Der Klassenlehrer einer integrativen Klasse, in der auch eine Schülerin mit Down-Syndrom lernt, meint: „Fangt einfach an und lasst euch darauf ein. Macht auch mal Fehler, das ging uns nicht anders“ (Lea ist auf dem Gymnasium willkommen, Bundesvereinigung Lebenshilfe, 2014).
- das Kurt-Schwitters-Gymnasium in Hannover. Das Down-Syndrom stellt dort kein Hinderungsgrund dar. Schulleiter Winfried Baßmann meint, dass beide Seiten profitieren. Die integrativen Klassen seien sogar leistungsstärker (siehe auch Interview Deutschlandradio Kutur 2014 und Zeit-Artikel 2014).
- das Phoenix-Gymnasium und Reinoldus- und Schiller -Gymnasiumin Dortmund: Auch hier werden die Schülerinnen/Schüler „zieldifferent“, also nicht mit der Zielsetzung des Abiturs, sondern mit dem Ziel, den Förderschul- oder den Hauptschulabschluss zu erreichen, gemeinsam mit den nichtbehinderten Kindern unterrichtet. Erfolgreich für alle Beteiligten.
- das Schalker Gymnasium in Gelsenkirchen. Auch hier lernen Schüler/Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten gemeinsam mit Gleichaltrigen. Immer zwei Pädagogen/Pädagoginnen sind im Unterricht. „Keine Spur davon, dass ein stärkerer Schüler ausgebremst oder ein schwächerer überfordert wird. Während die Schüler in Gruppenauflisten, was sich positiv aufs Senfwachstum ausgewirkt hat, ist zu erkennen, wie sich die Schüler gegenseitig helfen und Verantwortung übernehmen“ (Der Westen/WAZ, 6.5.2014).
- das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Münster. In den Inklusionsklassen gibt es (seit 2014/2015) Schülerinnen und Schüler mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf „Lernen“
- Ein weiteres Beispiel zeigt der Bonner Schulausschuss. Hier sind sich ausnahmsweise fast alle einig. Inklusive Bildung muss auch an Gymnasien verwirklicht werden.