Was meint Inklusion in der Kindertagesstätte?
Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention haben sich Deutschland und die Bundesländer 2009 verpflichtet ein inklusives Bildungssystem zu gestalten. Dies bedeutet, alle Kinder haben unabhängig von ihren individuellen Stärken und Schwächen ein Recht, gemeinsam zu leben und miteinander und voneinander zu lernen. Auch Kindern mit Beeinträchtigungen sollen so soziale Teilhabe und Chancengleichheit ermöglicht werden.
Inklusion fordert die Anerkennung der Unterschiedlichkeit aller Kinder und damit der Besonderheit jedes einzelnen Kindes ein. Dabei wird der Blick nicht mehr vordringlich auf die Schwächen der Einzelnen gerichtet, sondern auf deren Stärken und besonderen Bedürfnisse.
Nach inklusivem Verständnis sollen sich Kindertageseinrichtungen so aufstellen (und dafür die notwendige Unterstützung bekommen), dass sie alle Kinder willkommen heißen und ihren unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden können.
Inklusion bedeutet im wörtlichen Sinne „Einschluss, Enthaltensein“, d.h. es findet keine Trennung mehr statt. Alle Kinder eines Wohngebietes gehen in die Kindertageseinrichtung in Wohnortnähe, werden dort unabhängig von Nationalität, Kultur, Geschlecht und Entwicklungsstand willkommen geheißen. Inklusive Kindertageseinrichtungen betrachten die Unterschiedlichkeit der Kinder (Heterogenität) als Reichtum der Einrichtung und Grundlage für die pädagogische Arbeit und verwirklichen eine individuelle Förderung für alle Kinder. (Quelle: Qualität in inklusiven Einrichtungen – Wann ist Inklusion gelungen? Ulrich Heimlich)
Inklusion im Kindergarten bedeutet
(siehe Index für Inklusion für Tageseeinrichtungen für Kinder)
Gemeinsames Leben und Lernen in Kitas ist schon erfolgreiche Praxis
Inklusion ist eine Herausforderung für alle Beteiligte. Doch in vielen allgemeinen Kindergärten in Deutschland ist es seit Jahrzehnten erfolgreiche Normalität, dass Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam leben und lernen (siehe auch hier: Zusammen aufwachsen … ).
Spätestens seit den 1970er Jahren haben in Deutschland zahlreiche Kindertageseinrichtungen gute Erfahrungen mit der sogenannten Gemeinsamen Erziehung gemacht. Ihre Erfahrungen: die individuelle pädagogische Arbeit kommt allen Kindern zugute – ob mit oder ohne Beeinträchtigung.
So geht seit vielen Jahren der größere Anteil der Kinder mit Beeinträchtigungen in allgemeine Kindergärten. Im Jahr 2011 waren dies laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bereits 71% der Kinder mit besonderen Förderbedarfen (Quelle: Inklusion in Deutschland – eine bildungsstatistische Analyse, S.18)
Recht auf Inklusion in der Kindertagesstätte
Am 01.08.2011 trat in Nordrhein-Westfalen das KiBiz-Änderungsgesetz (Kinderbildungsgesetz) in Kraft. Das Recht auf Inklusion für Kinder mit Beeinträchtigungen (also Teilhabe in allgemeinen Kindergärten) ist seitdem in NRW gesetzlich verankert. Die Gemeinsame Erziehung und Bildung soll so zum Regelfall werden.
§ 7 Diskriminierungsverbot
Die Aufnahme eines Kindes in eine Kindertageseinrichtung darf nicht aus Gründen seiner Rasse oder ethnischen Herkunft, seiner Nationalität, seines Geschlechtes, seiner Behinderung, seiner Religion oder seiner Weltanschauung verweigert werden. Die verfassungsmäßigen Rechte der Kirchen bleiben unberührt.
§ 8 Gemeinsame Förderung aller Kinder
Kinder mit Behinderungen und Kinder, die von einer Behinderung bedroht sind, sollen gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung gefördert werden. Die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen und von Kindern, die von einer Behinderung bedroht sind, sind bei der pädagogischen Arbeit zu berücksichtigen.Quelle: KiBiz, S.8
Unterstützung auf dem Weg zur Inklusion
Mit dem “Index für Inklusion in Kindertageseinrichtungen” gibt es ein sehr hilfreiches Instrument für Kitas, die sich auf den Weg zur Inklusion machen wollen (zusammenfassende Beschreibung des Index). Er liefert konkrete Anregungen, Inklusion in der Praxis umzusetzen und kann den Einrichtungen helfen, ihre eigenen “nächsten Schritte” auf dem Weg zu finden. Die Materialien sind so konzipiert, dass sie auf dem Wissen und der Erfahrung der Erzieherinnen aufbauen und die Entwicklung jeder beliebigen Einrichtung anregen und unterstützen, unabhängig davon, wie “inklusiv” die Einrichtung auch immer im Moment eingeschätzt wird.
Der Erfahrungsbericht Auf dem Weg zu einer inklusiven Kindertagesstätte – Berichte aus und für die pädagogische Praxis bietet ein praxisnahes Beispiel für die Anwendung des Index für Inklusion.
Tipps für Eltern
- Buch-Tipp: Gemeinsam von Anfang an. Inklusion für unsere Kinder mit und ohne Behinderung.
Inklusion ist in aller Munde. Kinder mit und ohne Behinderungen sollen von Anfang an gemeinsam lernen und leben. Wir Eltern stellen uns dabei viele Fragen: Kann mein Kind eine inklusive Krippe, Kita oder Schule besuchen? Wie kann ich dafür sorgen, dass es meinem Kind dort gut geht und es optimal gefördert wird? Ist auch nach der Grundschule gemeinsames Lernen möglich? Was passiert, wenn aus dem Kind allmählich ein Erwachsener wird? Das Buch bietet konkrete Praxistipps und wertvolle Anregungen für Eltern. Anhand vieler Praxisbeispiele zeigt der Autor einen inklusiven Bildungs- und Entwicklungsweg und gibt Eltern Tipps. Verständlich und anschaulich werden die Basisinfos zum Thema Inklusion vermittelt - Homepage mit vielen Informationen und Tipps rund um inklusive Bildung für Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen und andere Fachleute und Interssierte: LernWirkstatt Inklusion Olpe+:
- Erfahrungsbericht: 25 Jahre+ Praxis der Gemeinsamen Erziehung von Kindern in einer Kindertagesstätte
Der Bericht ist eine interessante Sammlung von Eindrücken. Die Autorin beschreibt Situationen, die beispielhaft sind für die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung. Sie möchte damit Eltern und Professionellen Mut machen, für Inklusion in Pädagogik und Gesellschaft zu kämpfen. Und dieser Bericht stamtt aus dem Jahr 2006. Seit dem hat sich schon wieder viel getan …
Weiterführende Links
- Zusammen aufwachsen …
- Warum Inklusion im Kindergarten anfängt? (interessanter Artikel)
- Sie kann lächeln…(Erfahrungen einer Mutter) + Buch-Tipp: Lotta Wundertüte. Unser Leben mit Bobby Car und Rollstuhl