Klassenleben stösst auf großes Interesse in Olpe
Bereits im Oktober 2012 hatte der Film „Berg Fidel“ einen mit 270 Plätzen ausverkauften Olper Kinosaal beschert. Dies zeigte einmal mehr, dass das Interesse am Thema schulische Inklusion groß ist.
Daher luden Gemeinsam leben, gemeinsam lernen – Olpe plus e.V., die Stadt Olpe und das Olper Cineplex am 17. April wieder zum Filmerlebniss mit anschließender Diskussion. „Klassenleben“ – ein weiterer hochkarätiger und bewegender Film zum Thema Inklusion und Schule stand dieses Mal auf dem Programm. Und wieder kamen knapp 170 interessierte Besucherinnen.
Das Thema Inklusion ist in aller Munde und wird in der Theorie viel diskutiert. Siegert, der Regisseur des Films, sagt: „die emotionale Einschätzung von Schule basiert bei den meisten Leuten auf der Erinnerung an ihre eigene Schulzeit, aus der dann eine Idealvorstellung abgeleitet wird, also entweder `Genauso, bitte!´ oder `Unbedingt ganz anders!´.“ Inklusives Lernen ist jedoch noch kaum bekannt und für viele ist unklar, wie Inklusion in der Praxis und im Alltag funktionieren kann. Und genau dies kann man im Film „Klassenleben“ gut erleben und nachvollziehen.
Gezeigt wird im Film das vielschichtige Klassenleben einer fünften Klasse der Berliner Fläming-Grundschule. In dieser lernten im Jahr 2005 20 Schüler mit extrem unterschiedlichen Fähigkeiten erfolgreich zusammen. Vier der Kinder waren als behindert eingestuft, eines davon war sogar schwerstmehrfach behindert. Auf Augenhöhe der Kinder zeigt der Film was gemeinsames Leben und Lernen für diese bedeutet und wie es aussehen kann. Dies tut er in einer Ehrlichkeit, die auch besondere Herausforderungen und Schwierigkeiten des Gemeinsamen Lernens nicht ausklammert.
- Quelle: klassenleben.de
- Quelle: klassenleben.de
- Quelle: klassenleben.de
- Quelle: klassenleben.de
„Ich würde mir wünschen, dass viele Leute den Film sehen, wegen der Integration. Viele haben ja die Meinung, dass es schlecht ist, wenn behinderte Kinder mit Kindern zusammenarbeiten, die vielleicht ein bisschen begabter sind. Der Film, finde ich, soll zeigen, dass das eben nicht so ist.“ – Luca – Schülerin der Klasse
Bei seiner Erstaufführung 2005 sorgte der Film von Hubertus Siegert für viel Gesprächsstoff und dies tat er auch in der anschließenden Diskussionrunde beim Olper Publikum. Die durch Prof. Dr. Albrecht Rohrmann vom ZPE der Uni Siegen moderierte Diskussion war engagiert und vielschichtig. Podiumsgäste waren Ulrike Hüppe (stv. Vorsitzende der LAG Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen NRW), Susanne Merkelbach (Sonderpädagogin in einer Grundschule und Personalrätin) und Thomas Heinemann und Thomas Franzkowiak (Vorsitzende von Gemeinsam leben, gemeinsam lernen – Olpe plus e.V.). Ein wichtiger Anprechpartner für Prof. Dr. Rohrmann war vor allem das Publikum, dessen Anmerkungen und Fragen in der Diskussion im Mittelpunkt stehen sollten.
Zunächst waren allenthalben lobende Beiträge zum gezeigten Film zu hören. Im Anschluss daran wurde viel über Gelingensbedingungen von gemeinsamem Lernen von Schülern mit und ohne Behinderungen oder Beeinträchtigungen in allgemeinen Schulen diskuttiert. Dabei wurden Probleme, aber auch gelingende Besipiele aufgeführt und es wurden Möglichkeiten des Gemeinsamen Unterrichts und die Bereitschaft, diesen als positive Herausforderung für alle Beteiligten zu betrachten, diskutiert.
In den Redebeiträgen der Podiumsteilnehmer und auch des Publikums wurde wiederholt festgestellt, dass die Rahmenbedingungen und Strukturen für gemeinsames Lernen in allgemeinen Schulen verbessert werden müssen. Diesbezüglich wurden Forderungen an die Landespolitik aber auch an die regionale Politik und Verwaltung deutlich. Gegenseitige Blockaden müssten aufgegeben und im Sinne aller Kinder Planungs- und Umsetzungsprozesse für mehr und hochwertiges gemeinsames Lernen konsequenter angegangen werden.
Gleichzeitig wurde diskutiert, dass man die bereits vorhandenen Ressourcen und Rahmenbedingungen nutzen müsse, um den Kindern mit und ohne Behinderungen, die schon heute den Gemeinsamen Unterricht besuchen eine bestmögliche Entwicklung zu gewährleisten. Am Ende des Abends konnten die Veranstalter die Podiumsteilnehmer und das Publikum mit einem Dank für eine engagierte Diskussion verabschieden.

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Stimmen zum Film
„ Hubertus Siegert hat zugeschaut, zugehört, beobachtet und dabei Bilder produziert, die vergessen machen, dass eine Kamera anwesend war. Die Leinwand wird durchsichtig wie das Fenster im zweiten Stock, in dem frühmorgens das Licht angeht. Sie gibt den Blick frei auf eine vertraute und doch fremd gewordene Welt – auf das, worüber in der Aufregung um Pisa-Studien und in Standortdebatten kaum und in jedem Fall zu wenig gesprochen wird: die Kinder mit ihren Schulranzen, breiter als die schmalen Schultern. (…)
Hubertus Siegert zeigt eine Welt, wie sie sein sollte, ohne darum groß Aufhebens zu machen – nicht als Utopie, sondern als Möglichkeit. Er zeigt die Kinder beim Streiten und beim Freundesein, beim Lernen und Begreifen, zeigt sie in ihrer Grobheit und Zartheit. Dass die einen behindert sind und die anderen nicht, spielt keine Rolle – weil es für die Kinder selbst keine Rolle spielt. So wird der Blick auf das Alltägliche zum Besonderen, während das Besondere als etwas Alltägliches erscheint. (…)“ – Die ZEIT„Gezeigt wird Schulalltag: Freude, Tränen, Zittern vorm Diktat, die Hingabe der Klassenlehrerin an ‚ihre’ Kinder. Siegert gelingt dabei Erstaunliches: Er bleibt durchweg auf Augenhöhe mit den elfjährigen Schülerinnen und Schülern. Sie werden nicht zu Objekten der Beobachtung. Sie sind Partner des Filmemachers. Das gibt dem Film eine heitere Gelassenheit, die wirksamer ist als jeder Vortrag, jede Studie zum Nutzen integrativer Lehrkonzepte. Hubertus Siegert lässt sich Zeit. Er beobachtet geduldig. Dadurch wird die Lebenswelt der Kinder wirklich erfassbar. Vor einer anstehenden Prüfung zittert man als Zuschauer mit – und ist auch wieder Kind. Das ist lehrreich im besten Sinn. Für Schulpolitiker sollte der Film ein Muss sein, ebenso für Eltern und Großeltern. Aber auch, wer mit Kindern in seinem Leben so gar nichts zu tun hat, kann an Klassenleben seine Freude haben. Denn vor allem ist dies ein unaufdringliches Plädoyer für ein unbedingtes Miteinander in allen Lebenslagen. Das gilt nicht nur für eine fünfte Klasse.“ – Berliner Morgenpost
