Ein Erfolgsmodell: Dezentrale Schule für Erziehungshilfe (SfEH) präsentiert ihre Arbeit
Schulleitungsteam überzeugt mit Konzept, Schüler mit Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung in Regelschulen zu beschulen

Mit der Vorstellung dieser Schule durch das Schulleitungsteam, Herr Drolsbach und Herr Drangmeister, setzte unser Verein am 31. Oktober in Kooperation mit den Behindertenbeauftragten des Kreises Olpe, Friedhelm Hoffmann und Petra Lütticke, der ARGE der Selbsthilfegruppen des Kreises Olpe und den Inklusionskoordinatoren des Kreises Olpe, Ruth Nenne und Dennis Knebel, seine Veranstaltungsreihe „Gelingende Schulen – Auf dem Weg zur Inklusion“ fort.
Gut 70 Interessierte, darunter u.a. Eltern, Schulaufsicht, Verwaltungsangestellte, Politiker und viele Sonderpädagogen der hiesigen Förderschulen Lernen und emotionale und soziale Entwicklung kamen kürzlich ins Olper Kreishaus, um sich über das Erfolgsmodell der konsequent dezentralen Schule für Erziehungshilfe (SfEH) zu informieren. Das Schulleitungsteam der Schule, Herr Drolsbach und Herr Drangmeister, verstand es, sympathisch und fachlich versiert darzustellen, wie Schüler mit zum Teil deutlichen Problemen im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung aber auch aus den Bereichen Lernen und Sprache im Lahn-Dill-Kreis erfolgreich in allgemeinen Schulen beschult werden. Eine Förderschule für diese Schüler gibt es im Lahn-Dill-Kreis nicht. Die SfEH schreibt auf Ihrer Homepage:
„Anders als offensichtliche Formen von Behinderungen (Sinnesschädigungen, etc. ) ist eine sozial-emotionale Störung (ehemals Förderschwerpunkt „Erziehungshilfe“ genannt) oft für die Öffentlichkeit gar nicht als Benachteiligung wahrnehmbar. Da uns ihr sozialen und emotionalen Probleme nicht offensichtlich sind und zudem ihr Verhalten als willentlich und gesteuert erscheint, sind regressive, aggressive oder aufmerksamkeitsgestörte Schüler oft in einer zusätzlichen Misere. Sie haben eine Verhaltensproblematik, die sie aber oft nicht als behindernde Störung benennen können und leiden darunter. Somit sind sie in einem Teufelskreis gefangen. Sie werden in Schule als besonders schwer zu unterrichten wahrgenommen. Dezentralisierung ist der SFEH nicht als Selbstzweck wichtig. Wir wollen allen Schülern mit sozial-emotionalen Defiziten eine wohnortnahe Beschulung ermöglichen. Unsere personellen Ressourcen fließen dabei in die Arbeit der allgmeinen Schule ein.“
Die SfEH ist eine Schule ohne Schulgebäude. Ihre Schüler werden ausschließlich an Regelschulen unterrichtet. Die Sonderpädagogen gehören jeweils fest zu den einzelnen Kollegien der 34 betreuten Grundschulen und 21 Sek-I-Schulen und haben in der Regel nicht mehr als zwei Einsatzorte. Insgesamt werden so 509 Schüler mit festgestelltem Förderbedarf und 429 Schüler im Bereich der vorbeugenden Maßnahmen an den Schulen betreut.
Zwischen Intervention und Prävention
An dieser Differenzierung werden auch die Hauptaufträge der Sonderpädagogen deutlich, die sich zwischen Intervention und Prävention abspielen:
Vorrangige Aufgabe ist die gezielte Unterstützung der LehrerInnen in den Regelschulen bei der Arbeit mit Schülern, die beeinträchtigt sind, oder denen Beeinträchtigungen drohen. Durch gezielte Maßnahmen soll das Lernumfeld der betroffenen SchülerInnen so stabilisiert werden, dass ihre Teilhabe an der wohnortnahen allgemeinen Schule erhalten bleibt und kein Schulversagen droht. Durch Diagnose, Beratung und Förderung wird versucht, nicht nur dem Kind zu helfen, sondern das schulische und häusliche Helfersystem als Ganzes zu stärken. Dabei spielt eine besondere Rolle, das Verhalten aller Beteiligten zu hinterfragen und die Rahmenbedingungen zu optimieren.
Prävention
Der zweite wichtige Auftrag ist präventiver Natur: die Sonderpädagogen beraten und unterstützen in der allgemeinen Schule und koordinieren alle Unterstützungssysteme. Die enge Kooperation mit psychosozialen Institutionen wie Jugendhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Beratungsstellen und Ambulanzen sowie Heimen und Wohngruppen ist dabei ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der SfEH. Auf diese Weise wird verhindert, dass die Entwicklung von Schülern in Problemlagen eskaliert. Und so berichtet Schulleiter Drolsbach:
„Unsere Form der Prävention mit sonderpädagogischer Grundversorgung der allgemeinen Schulen reduziert die Zahl der extrem eskalierenden Entwicklungen bei Schülern erheblich. Und die allgemeinen Schulen wissen die zusätzliche Ressource zu schätzen.“
Hohe Wirksamkeit der dezentralen Beschulung wird durch hohe Zahl von Aufhebungen des Förderbedarfs belegt
Die besondere Wirksamkeit des Konzepts der SfEH lässt sich laut Konrektor Drangmeister an der hohen Zahl von „Aufhebungen des Sonderpädagogischen Förderbedarfs“ aufgrund der emotionalen und sozialen Stabilisierung der Schüler ablesen. „Wir haben bereits einige Schüler, die an anderen Schulen – auch Förderschulen – als `unbeschulbar´ galten an Regelschulen erfolgreich zu Abschlüssen geführt.
Enstehen des Konzepts aus pädagogischen und ökonomischen Gründen
Entstanden ist das Konzept der dezentralen Förderschule im Jahr 1996 neben den pädagogischen auch aus ökonomischen Gründen. Explodierende Jugendhilfekosten im Lahn-Dill-Kreis weckten damals das starke Interesse der Schulträger an einem neuen, insbesondere auch präventiv wirkenden Konzept. Herr Drangmeister verdeutlichte dies mit der Feststellung, „ein hoch differenziertes Förderschulsystem und ein umfassendes Unterstützungssystem für allgemeine Schulen ist parallel nicht finanzierbar. Dies hat schon damals zu dem Strategiewechsel hin zur Dezentralisierung im Bereich Erziehungshilfe, aber auch in den Bereichen Sprache und Lernen im Lahn-Dill-Kreis geführt.“
Angeregte Diskussion zum Abschluss
In der anschließenden angeregten Diskussion ging das Schulleitungsteam der SfEH nochmals auf die pädagogischen Begründungen ein:
„Klassen die ausschließlich aus Schülern mit zum Teil auch schwerwiegenden Problemen in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung bestehen – das kann nicht gut gehen. Weder können sich die Schüler in diesem Klima positiv entwickeln, noch können die Lehrer – auch im Hinblick auf ihre Gesundheit – diese Anforderungen dauerhaft aushalten.“
In diesem Zuge wiesen die beiden Schulleiter deutlich auf den positiven Sozialisierungseffekt für die Schüler mit Problemen in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung durch die übrigen Schüler der allgemeinen Schulen hin:
„Die belasteten Schüler profitieren in ihrer Entwicklung außerordentlich von den übrigen Schülern der Regelschule.“
Wir danken Herrn Herrn Drolsbach und Herrn Drangmeister für dieses außerordentlich spannenden Vortrag!
