Ausverkauftes Kino
BERG FIDEL bewegt, begeistert, berührt Olper Publikum
270 Menschen sehen Film über vier Schüler einer inklusiven Schule und diskutieren anschließend angeregt Donnerstag, 25.10.2012 in Olpe … ein mit 270 Plätzen ausverkaufter Kinosaal und darüber hinaus Menschen, die keine Karten mehr ergattern konnten: dieses beeindruckende Interesse löste der Kinofilm BERG FIDEL, über die gleichnamige inklusive Grundschule in Münster aus. Eingeladen hatte GLGL Olpe plus in Kooperation mit der Stadt Olpe und dem Cineplex Olpe. Ein besonderer Dank gilt hier auch dem engagierten Leiter des Olper Cineplex, Stefan Brögeler, und und seinen Mitarbeitern, die sehr hilfsbereit dazu beigetragen haben, dass die Zuschauer einen besonderen Kinoabend erlebten. Erfreut über die große Resonanz begrüßten Tanja Antekeuer Maiworm Stadt Olpe) und Thomas Heinemann (Olpe plus) die Zuschauer zu einem „politisch äußerst relevanten Film“, wie eine Filmkritik den mehrfach preisgekrönten Film beschreibt. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass die Sicht auf Kinder und deren Biografien bei dem Film im Mittelpunkt steht. Über Inklusion kann man viel reden und debattieren. Dies geschieht gegenwärtig landauf, landab in den Schulen, in der Verwaltung, in der Politik und unter Eltern – oft sehr emotional und ausgehend von einem Schulsystem, das allen Beteiligten seit Jahrzehnten bestens vertraut ist. In der Diskussion spielen allerdings die Kinder, um die es eigentlich gehen sollte, oft nur eine untergeordnete Rolle – anders in diesem Film. Im Rahmen der Eröffnungsansprache konnte Tanja Antekeuer-Maiworm noch herzliche Grüße der Regisseurin von BERG FIDEL, Hella Wenders, an die Zuschauer in Olpe verlesen:
Grußwort der Regisseurin Hella Wenders an das Olper Publikum: Als ich zum ersten Mal den Klassenrat der Grundschule BERG FIDEL erlebt habe, war ich sehr beeindruckt, wie selbstständig die Kinder dort ihre Probleme lösen. Auch das Lernen in den altersgemischten Klassen schien dort wie von allein zu gehen, obwohl 60% der Kinder Lernbehinderungen aufwiesen. Ich habe im Laufe der Dreharbeiten eindrucksvoll erfahren, dass es nicht nur möglich, sondern sogar eine Bereicherung ist, wenn alle Kinder zusammen lernen und schon früh erkennen, dass die Welt aus verschiedenen Menschen besteht und jeder mit seiner Begabung eine wertvolle Aufgabe in der Gesellschaft spielt. Auf der anderen Seite habe ich erlebt, dass unser Bildungssystem bestimmte Menschen aussondert und diskriminiert. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich wünsche Ihnen heute Abend eine gute Vorführung des Filmes BERG FIDELEINE SCHULE FÜR ALLE sowie eine anregende Diskussion danach und hoffe, dass der Film, den mittlerweile 13.000 Zuschauer in Deutschland gesehen haben, in den Köpfen und Herzen der Menschen ankommt und verstanden wird. Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei den Verantwortlichen von Gemeinsam leben, gemeinsam lernen Olpe plus e.V., bei Tanja Antekeuer-Maiworm von der Stadt Olpe und dem Cineplex Olpe, ohne die es diesen Abend nicht geben würde.

Der Film
Die Schule nimmt grundsätzlich alle Kinder ihres Stadtteils auf, unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen und –möglichkeiten sowie von ihrem kulturellen, religiösen und ökonomischen familiären Hintergrund. Im Mittelpunkt des Films stehen vier Kinder der Schule, die Hella Wenders über drei Jahre begleitet hat. Einfühlsam und ohne Kommentar lässt der Film die Zuschauer teilhaben am Leben der vier Protagonisten in Schule, Familien und im Stadtteil.
Die Protagonisten
David ist ein sehr intelligenter Junge mit vielfältigen Interessen und Talenten. Ihn faszinieren besonders Grundfragen der Astronomie, er schreibt spannende Geschichten und Gedichte, er spielt Klavier und Trompete und komponiert Musikstücke. Dass David infolge eines Gendefektes stark hör- und seh- und auch motorisch beeinträchtigt ist, wird dem Zuschauer erst nach und nach deutlich. Lucas ist ein Experte für Sportwagen. In diesem Bereich kennt er sich bestens aus, während ihm das schulische Lernen oft schwerer fällt.Jakob ist ein Junge, der seine Freude, Wut, Begeisterung oder Lustlosigkeit wie viele andere Kinder mit Down Syndrom sehr spontan und unverfälscht zeigt. Auch wenn Jakobs Eigenwilligkeit für seine Mitschüler manchmal anstrengend ist, ist er ein selbstverständliches Mitglied der Klassengemeinschaft, das es u. a. besonders gut versteht, andere Kinder zu trösten. Anita ist mit ihrer Familie aus dem Kosovo geflohen und lebt in ständiger Angst vor der Abschiebung. Sie hat eine Lernbeeinträchtigung und ist älter als ihre Mitschüler. Ihren Geschwistern gegenüber trägt sie zu Hause viel Verantwortung und träumt von einer Karriere als Topmodel.
Die Welt aus der Sicht der Kinder
Im Verlaufe des Films gestatten diese Kinder dem Zuschauer Einblicke in ihre Sicht der Welt, in ihre Vorlieben, Träume und Sorgen. Nach und nach lernt man sie immer etwas besser kennen, indem sie bei unterschiedlichen Aktivitäten in der Schule und in ihrer Freizeit begleitet werden, vor allem aber dadurch, dass die Kinder von sich selbst erzählen.
Im Film muss an keiner Stelle erklärt werden, wie das gemeinsame schulische Leben und Lernen konzipiert und strukturiert ist und ob die Kinder dabei effektiv lernen. Die besondere Stärke von „Berg Fidel“ liegt darin, dass Hella Wenders mit den Bildern ihres Films eines ganz deutlich macht: Die Schule für Alle funktioniert! Jedes der gezeigten Kinder verfügt über ganz individuelle Merkmale und Fähigkeiten, und auch wenn diese teilweise stark voneinander abweichen, sind doch alle Kinder ein wichtiger Bestandteil ihrer Klasse. Beeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten und familiäre Probleme werden im Film nicht ausgeblendet; immer wieder kommen sie zur Sprache – aber sie sind nur ein Aspekt des Lebens der vier Hauptdarsteller und stehen nicht im Vordergrund des Films. David, Jakob, Lucas und Anita sind äußerst sympathische und sehr einfühlsam porträtierte Persönlichkeiten in einem besonders sehenswerten Films.

von rechts nach links: Dr. Thomas Franzkowiak, Prof. Dr. Albrecht Rohrmann, Tanja Antekeuer-Maiworm, Katja Schmies, Anne Höfer, Thomas Heinemann
Die Diskussion
Prof. Dr. Albrecht Rohrmann von der Uni Siegen moderierte die Diskussion. Dabei schilderten zunächst Anne Höfer, Grundschullehrerin einer Schule mit Gemeinsamem Unterricht in Kreuztal, Katja Schmies, Mutter einer Tochter, mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Gemeinsamen Unterricht, Thomas Franzkowiak und Thomas Heinemann von Gemeinsam leben, gemeinsam lernen – Olpe plus Ihre Eindrücke. Gleich darauf entstand eine engagierte Diskussion an der sich viele Zuschauer beteiligten und in der viele unterschiedliche Punkte des Themas Inklusion im Bildungssystem aufgegriffen wurden:
Der wertschätzende Umgang gegenüber Schülern und die Sicht auf deren Stärken wurde von vielen Zuschauern als ein wunderbares Moment des Films gewürdigt und als Realität für jeden Schüler ganz gleich ob mit oder ohne Beeinträchtigung in jeder Schule gewünscht. Als weitere Themen wurden z.B. angesprochen … schwerstbehinderte Schüler und Inklusion … die notwendige Umgestaltung der Lehrerausbildung … die Umsetzungsqualität schulischer Inklusion in NRW … die Möglichkeit der Öffnung von Förderschulen hin zu inklusiven Schulen … Einigkeit schien bei allen Zuschauern und Diskussionteilnehmern darin zu bestehen, dass Inklusion nicht nur Bildungseinrichtungen angeht, sondern die Gesamtgesellschaft. In der Werbung zum Film heißt es dazu:
Wenn Kinder nicht von klein auf lernen, dass die Menschen verschieden sind, wann dann?“ Eine junge Dame aus dem Publikum brachte es in ihren Worten auf den Punkt: „Wenn man wirklich etwas verändern will im Hinblick auf die Teilhabe aller Menschen, dann muss man in den Bildungseinrichtungen anfangen!
… Ein Filmabend, an den sich viele der Zuschauer sicher noch eine Weile erinnern werden … Sowohl die Zuschauerreaktionen während der Filmvorführung im Olper Kino, als auch die Resonanz bei der anschließenden Diskussion zeigten: BERG FIDEL bewegt, begeistert, berührt.
Stimmen zum Film
„Ein politisch äußerst relevanter Film“- Schnitt
„Ein gelungener Beitrag zum Thema Inklusion“- Hubert Hüppe, damaliger Behindertenbeauftrager der Bundesregierung
„Sowohl der Charme, als auch die Glaubwürdigkeit dieses Films liegen zum großen Teil daran, dass er die porträtierten Kinder in den Mittelpunkt stellt und nur sie zu ihren Meinungen befragt. Wenn die Kinder mit ihren Schlussfolgerungen verblüffen oder im Umgang miteinander beobachtet werden, erinnert der Film streckenweise an den französischen Kinoerfolg Être et avoir.“ – kino-zeit.de
„Hella Wenders hat einige Schüler über drei ahre hinweg begleitet, sehr behutsam und zurückhaltend. nd sie blickt auf sie in einer Weise, wie auch diese besondere Schule sie sieht: als Individuen, die nicht gleich mit Etiketten wie ‚behindert‘ oder ‚hochbegabt‘ versehen und entsprechend sortiert werden. Dabei zeigt der Film keine heile Welt. Das Prinzip der Inklusion erscheint vielmehr als gelebte topie in einer selektierenden, ausschließenden Gesellschaft – eine Erkenntnis, die einiges an Zündstoff birgt (…) BERG FIDEL ist warmherzig und charmant, der erstaunlich reife Film einer jungen Regisseurin.” – Jury-Statement zur Verleihung des Dokumentarfilmpreises, Fünf Seen Film Festival 2012
„Berg Fidel“ lässt einem das Herz aufgehen: Mit seiner Wärme, seiner Neugier und dem Einfühlungsvermögen einer talentierten Regisseurin. (Münstersche Zeitung) „Einfühlsam und herzerwärmend“- kino.de„Hella Wenders ist es (…) wunderbar gelungen, den sperrigen Begriff „Inklusion“ in Bilder zu übersetzen.“ – NDS Neue Deutsche Schule, Brigitte Schumann
OLGA KOOP, W-FILM DISTRIBUTION ZUM FILM
„Der Dokumentarfilm Berg Fidel zeigt, wie inklusives Lernen funktionieren kann „Regisseurin Hella Wenders greift in ihrem Film über vier Kinder der inklusiven Grundschule „Berg Fidel“ in Münster ein Thema auf, das aktuell in aller Munde ist. Zu Recht! Mit dem Begriff Inklusion wird verhandelt, ob wir unsere Kinder tatsächlich angemessen fördern, indem wir sie getrennt voneinander erziehen. Schule bildet für das Leben. Aber wie soll sie dies tun, wenn sie trennt, was zusammengehört? Inklusion in Kürze sagt „du gehörst dazu“ an Stelle von „du darfst mitmachen“. Ein Blick auf die Gesellschaft, der uns alle miteinschließt und daher uns alle betrifft. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung hat gezeigt, dass Deutschland mit durchschnittlich 18 Prozent Inklusion weit hinter Nachbarländern wie Schweden, den Niederlanden und Italien herhinkt. Dabei fordert die UN-Behindertenrechtskonvention seit 2009, dass behinderte Kinder selbstverständlich dieselben Schulen besuchen dürfen wie ihre nichtbehinderten Altersgenossen. Aber was kann ein Film wie „Berg Fidel – Eine Schule für alle“ hier ausrichten? Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, lobte kürzlich in einer Pressemitteilung vom 1. Juni 2012 -„Berg Fidel – Eine Schule für alle“ als gelungenen Beitrag zum Thema. Regisseurin Hella Wenders hat einen bewegenden Film geschaffen, der vorurteilsfrei beobachtet und die Kinder zu Wort kommen lässt. Während die politische Debatte von Erwachsenen geführt wird, erlebt der Zuschauer unmittelbar das Miteinander und erfährt, wie die „offene Schule“ auf beeindruckende Weise funktionieren kann.“
HELLA WENDERS ÜBER IHREN FILM
„Als ich zum ersten Mal den Klassenrat der Grundschule Berg Fidel erlebt habe, war ich sehr beeindruckt,wie selbstständig die Kinder dort ihre Probleme lösen. Auch das Lernen in den altersgemischten Klassen schien wie von allein zu gehen, obwohl 25% der Kinder offi ziell behindert waren und 60% aus dem Ausland stammten. Ich habe im Laufe der Dreharbeiten eindrucksvoll erfahren, dass es nicht nur möglich, sondern sogar eine Bereicherung ist, wenn alle Kinder zusammen lernen und schon früh erkennen, dass die Welt aus verschiedenen Menschen besteht und jeder mit seiner Begabung eine wertvolle Bereicherung für die Gesellschaft ist.
Bilder vom Abend