Zum Film
„SCHULE, SCHULE – die Zeit nach Berg Fidel“ knüpft an den Dokumentarfilm Berg Fidel – Eine Schule für alle an.
David, Jakob, Anita und Samira haben an der inklusiven Grundschule „Berg Fidel“ in altersgemischten Klassen gelernt. Die eine oder andere Beeinträchtigung spielte dabei keine große Rolle. Nach der vierten Klasse mussten sie sich trennen und auf unterschiedliche weiterführende Schulen wechseln.
Während David in seiner Freizeit eigene Lieder komponiert, hat sein Bruder Jakob bereits die erste Freundin. Und Anita muss rund um die Uhr um ihren Schulabschluss kämpfen, während Samira sich fragt, ob sie wohl am nächsten Tag noch in ihrer Clique willkommen ist oder nicht.
Träume, Hoffnungen, Ängste, Sorgen inmitten der Pubertät: wir erleben, wie die Kinder lernen, mit Leistungsdruck, wechselnden Gemütszuständen und der Suche nach Anerkennung in ihrem Alltag zurecht zu kommen. Schule, Familie und Freundschaft sind hierbei wichtige Ankerpunkte.
Regiestatement
Meine Langzeitbeobachtung „Berg Fidel – eine Schule für alle“ begleitete vier Kinder während ihrer Zeit an einer inklusiven Grundschule. Bei den zahlreichen Vorführungen wurde ich immer wieder von den Zuschauern gefragt: „Und wie geht es den Kindern jetzt?“
Sechs Jahre später bin ich dieser Frage nachgegangen und habe die Kinder, die mittlerweile Teenager sind, erneut für ein Schuljahr auf ihren jeweiligen weiterführenden Schulen und in ihrer Freizeit begleitet.
„Berg Fidel – eine Schule für alle“ zeigte ein erfolgreiches miteinander Lernen, trotz unterschiedlichster Beeinträchtigungen. Mein Fazit war: Wenn man nicht bereits als Kind lernt, dass die Welt aus den unterschiedlichsten Menschen besteht, wann dann?
Warum also eine gut funktionierende Gemeinschaft in jungen Jahren aufteilen und dadurch schon früh die Weichen fürs spätere Leben stellen?
SCHULE, SCHULE – die Zeit nach Berg Fidel“ erzählt u.a. von diesen lebensentscheidenden Weichen.
Was wäre wohl mit Anita passiert, wenn sie nicht auf die „Förderschule für Lernbehinderte“ hätte wechseln müssen? Womöglich hätte sie ihren sehnlichen Wunsch nach dem Hauptschulabschluss früher erlangen können. Auf jeden Fall, denke ich, wäre ihr das Gefühl erspart worden, einmal schon versagt zu haben und nicht mehr dazuzugehören.
Eine Schülerin aus Kamerun hat dies einmal sehr treffend auf den Punkt gebracht: „In Deutschland gibt es keine Schulen, hier gibt es nur Sortieranstalten.“
Biografien
Hella Wenders – Regie
Nach ihrem Magisterexamen in Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr Universität Bochum studierte Hella Wenders (*1977) Filmregie an der DFFB Deutsche Film und Fernsehakademie Berlin. Neben den fiktionalen Hochschulprojekten drehte sie zahlreiche Kurz- dokumentationen u.a. für Oxfam und die Toten Hosen in Afrika, Asien und Mittelamerika.
Ihr Abschlussfilm BERG FIDEL – EINE SCHULE FÜR ALLE erhielt die Lüdia auf dem Filmfest Lünen 2011, war in der Vorauswahl zum deutschen Filmpreis und lief mit knapp 40.000 Zuschauern erfolgreich im Kino. Hella Wenders gehört nun zum Nachwuchs des deutschen Dokumentarfilms und mit der Fortsetzung BERG FIDEL – EINE SCHULE FÜR ALLE hat sie jetzt schon während der Dreharbeiten viel Interesse und Aufmerksamkeit geweckt.
Kurzbiografien der Protagonisten
David komponiert schon seit frühster Kindheit eigene Klavierstücke. So z.B. Schifffahrt, ein Stück über die Erforschung des Meeresbodens. David kann schlecht sehen und hören, weswegen er sich eine weiterführende Schule mit Teppichboden wünschte, die er dann in der privaten Montessorischule fand, in der er allerdings kein Abitur machen kann, weil diese nach der 10. Klasse endet.
Seinen Wunsch Astronom zu werden, um die Unendlichkeit des Weltalls zu erforschen, verfolgt er weiter.
Jakob ist Davids kleiner Bruder und Träger des Down Syndroms. Sein großes Talent ist es die anderen Kinder zu trösten, wenn sie traurig sind, so dass sie dann motiviert weiterlernen können.
Er konnte, nach einigem Hin und Her, wie sein Bruder David, die private Montessorischule besuchen und somit inklusiv weiterlernen.
Jakob hat bereits eine Freundin, die er mit seinen Witzen immer zum Lachen bringt.
Anita, die als Kleinkind aus dem Kosovo flüchten musste, hatte nach der Grundschulzeit Schwierigkeiten eine integrative Anschlussschule zu finden. So blieb ihr nur die Förderschule, die wie sie sagt, ihr nichts gebracht hatte, außer einem Stigma.
Sie versucht nun auf dem Berufskolleg ihren Hauptschulabschluss nachzumachen. Zeit für Hobbies hat sie nicht, da sie auch auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen muss, während ihre Eltern arbeiten.
Samira, wäre gerne immer ‚Fünf’ geblieben. Sie fand den Wechsel nach der vierten Klasse extrem schwierig; von 200 Schülern in der Grundschule auf eine Gesamtschule mit 1500 Schülern zu kommen. Samira hört gerne Sunrise Avenue und übersetzt in der Englisch Nachhilfe gerne schon mal Samu Habers Liedertexte. Sie ist adoptiert und kennt ihre leiblichen Eltern nicht.